28. Jüdische Kulturtage vom 4. - 14. September 2014 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Juedisches Leben



AVIVA-BERLIN.de 3/3/5785 - Beitrag vom 07.07.2014


28. Jüdische Kulturtage vom 4. - 14. September 2014
AVIVA-Redaktion

Neben Musik, Literatur, Ausstellungen, Exkursionen, einer Platzeinweihung und einem großen Fest, dem Shuk Ha´ Carmel, wird erstmalig Kino auch Programmpunkt sein. Mit "Tel Aviv meets Berlin" ...




... Kulinarischem, Kinderprogramm, der Langen Nacht der Synagogen, Vorträgen, Lesungen und vielem mehr erwartet die BesucherInnen auch in diesem Jahr wieder ein facettenreiches Festival der Extraklasse.

Faszinierend und facettenreich, geistreich und gastlich, heiter und hintersinnig – so präsentiert sich jüdisches Leben in seiner ganzen Vielfalt auch in diesem Jahr auf den Jüdischen Kulturtagen. Zum 28. Mal sind sie eine einzigartige Begegnungsstätte für alle Menschen, die sich an Konzerten, Vorträgen und Autorengesprächen, öffentlichen G´ttesdiensten und kulinarischen Genüssen erfreuen. Und wie immer wird allen Altersklassen etwas geboten.

Musik

Für viele KünstlerInnen aus aller Welt ist Berlin ein Ort der Inspiration. Hier, wo sich Vergangenes und Neues ständig begegnen, sorgt auch schon mal der Zufall für ein künstlerisches Meisterwerk: Auf dem Flohmarkt stieß der gefeierte Countertenor Jochen Kowalski auf ein abgegriffenes Notenbuch eines jüdischen Komponisten: "Zwölf Gedichte aus Pierrot Lunaire" von Albert Giraud. "Für eine Singstimme mit Klavier von Max Kowalski, op.4". Der Inhalt berührte den Sänger sofort und so wurde das Projekt Jochen Kowalski singt Max Kowalski geboren. Gemeinsam mit dem Voglerquartett und dem Pianisten Uwe Hilprecht, der auch die künstlerische Leitung inne hat, bestreitet Jochen Kowalski das Eröffnungskonzert der Jüdischen Kulturtage. Das Werk Max Kowalskis wird dabei umrahmt von Erwin Schulhoffs Streichquartett Nr. 1, Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichquartett Nr. 6 op. 80 und 6 Liedern zu Goethes "Faust" von Paul Dessau.

Als am 28. Juni 1914 tödliche Schüsse auf das Habsburger Kronprinzenpaar abgegeben wurden, trafen diese auch Europas Kultur mitten ins Herz. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs zogen junge Männer aller Nationen begeistert für ihr Vaterland in den Krieg, darunter viele Juden. Der Pianist Vladimir Stoupel und die Violinistin Judith Ingolfsson wollen an zwei jüdische Komponisten erinnern, die auf den Seiten Frankreichs und Deutschlands in den Krieg gezogen und gefallen sind: Albéric Magnard und Rudi Stephan. Mit ihrem von der französischen Regierung ausgezeichneten "Concert-Centenaire" wollen Vladimir Stoupel und Judith Ingolfsson "diese Musik zurück auf die Bühne bringen, damit sie wieder ein fester Bestandteil des regulären Konzertbetriebes wird".

Frech, überraschend und köstlich respektlos – mit diesen Worten lassen sich die Jewish Monkeys aus Tel Aviv am besten beschreiben. Dabei wurde der Grundstein für diesen mitreißenden Act im Knabenchor der Frankfurter Synagoge gelegt. Dort schlossen Doktor Boiko und Jossi Reich in den 1970er Jahren lebenslange Freundschaft. Drei Jahrzehnte später bildeten sie – mittlerweile nach Israel ausgewandert - mit Gael Sajdner und begleitet von Posaune, Akkordeon, E-Gitarre, Bass und Schlagzeug eine Band, die geliebt wird für englischsprachigen Balkan-Klezmer-Rock und tabulose, satirische Texte.

Für viele ist sie die Königin des Ladino: Yasmin Levy. Doch bei ihrem Berliner Konzert schlägt sie eine neue Richtung ein. Gemäß ihrer jüngsten Veröffentlichung "Libertad" fügt sie auch bei ihrem Bühnenprogramm zum Drama und der Leidenschaft des Flamenco und des argentinischen Tangos die gefühlvollen Rhythmen der türkischen Musik hinzu – eine Hommage an ihre sephardischen und türkischen Wurzeln.

In seiner Heimat Israel wird Idan Raichel schon lange als sanfter Popstar und Friedensengel gefeiert, er trat bereits im Weißen Haus vor Barack Obama auf. Nun kommen die BesucherInnen der Kulturtage in den Genuss seiner nahöstlichen Popsymphonie mit Schattierungen von Klassik über Arabesken bis hin zu afrikanischen Rhythmen. In seinem Piano Concert & Guests präsentiert Idan Raichel nun im kleinen, intimen Rahmen seine Songs. Langjährige WegbegleiterInnen wie die Sängerinnen Cabra Casey und Maya Avraham unterstützen ihn dabei. Weitere Gaststimmen wie Countertenor Andreas Scholl und die Kapverdin Mayra Andrade werden feinfühlig aus dem Off eingespielt.

Weltumspannend und integrativ präsentieren sich zwei großartige Trios bei ihrer gemeinsamen Premiere: Mandolinenvirtuose Avi Avital präsentiert unterstützt von Itamar Doari (Perkussion) und Ksenija Sidorova (Akkordeon) sein Projekt "Between Worlds" und David Orlowsky huldigt gemeinsam mit Jens-Uwe Popp (Gitarre) und Florian Dohrman (Kontrabass) "Klezmer Kings – A Tribute to Dave Tarras and Naftule Brandwein". Und natürlich werden im Konzert Avital meets Orlowsky beide Künstler auch gemeinsam musizieren. Eine spannende Begegnung des von afrikanischer, israelischer und klassischer Musik geprägten Marokkaners aus Israel und des gebürtigen Tübingers, der in Klassik wie Weltmusik gleichermaßen zuhause ist.

Let´s Party heißt es in diesem Jahr bei den Jüdischen Kulturtagen. Erstmals wird die Berliner Clubszene in das Festivalprogramm integriert, das sich damit auch verstärkt der jungen Generation öffnet. Im "Rocco & Sanny", einer der angesagtesten Berliner Locations, legt DJ Rap A Toi zum ersten Mal in Berlin auf. Tel Aviv meets Berlin ist dieser Mix aus Hip Hop, Funk, Soul und R&B überschrieben. Und hinter liveDEMO presents Axum live@YAAM verbirgt sich ein mitreißendes Clubkonzert mit einem der aufregendsten Hip Hop-, Dancehall- und Reggae-Duos Israels. Das Konzert von Tedros und Judah – dem Duo Axum – klingt aus mit einer Aftershowparty von DJ San Gabriel (liveDEMO/Berlin) & Sabbo (Soulico Crew/Tel-Aviv).

Avishai Cohen ist längst eine feste Größe des Jazz. Der Kontrabassist aus Israel, dem kein geringerer als Chick Corea Genialität als Musiker bescheinigt, hat sein Trio um Streicher und eine Oboe erweitert. Diese Kombination erzeugt musikalische Kontraste und Spannungen, die die ZuhörerInnen in unbekannte Klangwelten entführen. "Avishai Cohen with Strings" hatte bereits bei seiner Premiere in Essen einen solch durchschlagenden Erfolg, dass das Folge-Konzert in Paris sofort ausverkauft war. Der begnadete Bass-Virtuose und Jazzsänger beschließt mit seinem mitreißenden Konzert die Jüdischen Kulturtage 2014.

Vorträge und Lesungen

Auch in diesem Jahr setzen die Jüdischen Kulturtage die Vortragsreihe "Judentum bedeutet Lernen" fort. Bereits zum zweiten Mal konnte der australische Gelehrte David Solomon als Gastredner gewonnen werden. Wer hier "Frontalunterricht" erwartet, wird positiv enttäuscht werden: Solomon ist weltbekannt für seinen mitreißenden Vortragsstil, der historische Figuren und Begebenheiten buchstäblich vor den Augen des Auditoriums zum Leben erweckt. In seinem Vortrag "Wie die moderne jüdische Welt entstand" führt er rasant, aber dennoch ausführlich durch die faszinierenden letzten 500 Jahre jüdischer Geschichte. "Die gesamte jüdische Bibel in einer Stunde" bietet einen umfassenden Überblick über den gesamten Tanach und stellt jedes Buch mit seinen Hauptthemen im historischen Kontext dar.

Avi Primor war viele Jahre israelischer Botschafter in Deutschland und ist bekannt für seine feine Beobachtungsgabe und klugen Analysen. Nun hat er seinen ersten Roman "Süß und ehrenvoll" geschrieben, der vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs spielt: Zwei Juden – ein Deutscher und ein Franzose – ziehen voller Überzeugung in den Krieg. So unterschiedlich sie von Nationalität und Herkunft auch sind, ihnen gemein ist der Patriotismus. Ihre Wege kreuzen sich auf schicksalhafte Weise. In einem Autorengespräch erzählt Avi Primor über seine Recherchen und die Inspiration zu seinem Buch, für das er ein Jahr lang Soldatenbriefe gelesen hat.

Sie ist in einer Reihe zu nennen mit Martin Buber, Gustav Landauer und Paul Celan: Margarete Susman (1872 – 1966). Die Gedanken der Religionsphilosophin zur geistigen Bedeutung des Judentums für Europa, über die Revolution, die Frauenemanzipation, das Verhältnis von Religion und Staat und nicht zuletzt über die Beziehung zwischen Judentum und Christentum enthalten wichtige Anstöße für aktuelle Diskussionen. Die Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck hat eine Biographie über sie geschrieben und führt in Leben und Werk der religiösen Denkerin ein. Die Schauspielerin Esther Zimmering liest aus Susmans Briefen und Texten.

Kino

Neuer Programmpunkt bei den Jüdischen Kulturtagen ist das Kino. Unter dem Titel "Fragmente einer Welt – Jüdisches Leben im Polnischen Film" präsentiert das Polnische Institut Berlin in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum – Zeughaus Kino historische und zeitgenössische Facetten jüdischen Lebens in Polen. In den ausgewählten Filmen kommen kühne Visionen, leidvolle Erfahrungen und auch der Wunsch zum Ausdruck, heute wieder als eine jüdische Stimme wahrgenommen zu werden. Zur Eröffnung der Filmreihe wird die Regisseurin Jolanta Dylewska erwartet.

Kulinarisches

Gourmetgipfel im Hotel Savoy: Israels Starkoch Tom Franz lädt gemeinsam mit dem renommierten Savoy-Küchenchef Stefan Förster zum Jewish Jazz Dinner. Kredenzt wird ein viergängiges Kosher Style Menue im Restaurant Weinrot. Der ehemalige Rechtsanwalt, der von Deutschland nach Israel zog und zum jüdischen Glauben konvertierte, ist seit seinem Gewinn von "Masterchef" ein Star. Sein Auftritt im Finale der populärsten israelischen Realityshow bescherte dem Sender die höchste Einschaltquote der TV-Geschichte des Landes. für die höchsten. Er bringt den Israelis ihre eigene Küche nah und den Deutschen Israel und das Judentum. Zum Gaumenschmaus kommt noch der Ohrenschmaus hinzu: Das Dinner wird untermalt von Instrumentalversionen des "Great American Songbook", präsentiert vom Kaphengst-Jazz-Trio.

Ausstellungen, Exkursionen und eine Platzeinweihung

Ausstellungen gehören zum festen Bestandteil der Jüdischen Kulturtage. Auch in diesem Jahr bringen sie wieder das Schicksal bemerkenswerter Persönlichkeiten nahe. Mit der Ausstellungseröffnung von "Kurt Jacobowitz Jasen (1911-1979) - ein deutsch-amerikanisches Leben" gibt das Centrum Judaicum Einblick in das Leben eines Mannes, der Deutschland 1938 verließ. Sechs Jahre später landete er mit den Alliierten in der Normandie, um von dort aus das Land seiner Geburt vom Faschismus zu befreien.

Die Ausstellung "Gisi Fleischmann (1892 – 1944) - ein jüdisches Schicksal aus Bratislava" erzählt vom Leben einer kämpferischen Frau, die gezwungen wurde, die Deportation von Juden mit zu organisieren, und die auf der anderen Seite als Anführerin der "illegalen Arbeitsgruppe" eben jene zu stoppen versuchte.

Auf den Spuren der Familie Mendelssohn können sich Interessierte auf einer Studienexkursion zu Ehren des 285. Geburtstags Moses Mendelssohns bewegen, die via Bus ganztägig vom Friedhof Hamburger Straße zum Mehringdamm führt. Ein Konzert rundet die Exkursion ab. Zudem wird dem Wegbereiter der Moderne und dessen Frau Fromet eine besondere Ehre zuteil: In einem festlichen Akt mit Musik wird der Platz vor dem Jüdischen Museum in Moses-und-Fromet-Mendelssohn-Platz umbenannt. Abschließend lesen die HerausgeberInnen Eva Maria Thimme und Hermann Simon aus dem neuerschienenen Band "Moses Mendelssohn, Freunde, Feinde & Familie".

Kinderprogramm

Natürlich bieten die Jüdischen Kulturtage nicht nur Erwachsenen ein vielfältiges Angebot. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Kinderprogramm. Beim Kinderworkshop "Komm, ich zeig´ dir was!" des Jugendzentrums Olam erklären jüdische Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren Gleichaltrigen, was es mit dem Schabbat auf sich hat und warum zu bestimmten Feiertagen spezielle Speisen gereicht werden. Natürlich gibt es im Anschluss auch die Möglichkeit die Synagoge in der Joachimstaler Straße anzuschauen.

Offene Türen

Sie ist fester Bestandteil der Jüdischen Kulturtage und ein großer Beitrag zum Austausch der Religionen: Die Lange Nacht der Synagogen. Allen Interessierten stehen die Türen offen, um Traditionen des Jüdischen Glaubens kennenzulernen, an Schabbat-G´ttesdiensten (12. September) und an der Vielfalt des religiösen jüdischen Alltags in Berlin teilzunehmen – von aschkenasisch-orthodox, sephardisch-orthodox, liberal-egalitär bis hin zu konservativ. Die Lange Nacht der Synagogen ist in diesem Jahr Bestandteil der Langen Nacht der Religionen.

Straßenfest am Sonntag, den 7. September 2014

Auch in diesem Jahr verwandelt sich die Fasanenstraße vor dem Gemeindehaus für einen Tag in den Shuk Ha´ Carmel, den bedeutendsten Markt von Tel Aviv. Dieser ist nicht nur ein Ort des Handels, erfüllt vom Duft exotischer Speisen und dem Klang faszinierender Melodien, er ist auch Zentrum des sozialen Lebens. Beim Schlendern über den Markt können BesucherInnen nicht nur traditionelle Gerichte essen, sondern auch künstlerische Darbietungen genießen.

Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie unter:

www.juedische-kulturtage.org und auf Facebook

Zentrale Tickethotline 030 - 841 089 09

Vorverkaufsstellen

Tickets erhalten Sie in allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie in der Jüdischen Literaturhandlung: Joachimstaler Straße 13, 10719 Berlin, Telefon: 030-882 42 50

Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Ermäßigte Eintrittspreise erhalten gegen Vorlage eines entsprechenden Nachweises SchülerInnen, StudentInnen, SeniorInnen, Arbeitslose, Schwerbehinderte und SozialhilfeempfängerInnen. Erworbene Karten können nicht zurückgenommen werden. Für versäumte Vorstellungen kann kein Ersatz geleistet werden.

Einlass
Die VeranstalterInnen bitten um frühzeitiges Erscheinen und Ihr Verständnis für besondere Sicherheitskontrollen, die etwas Zeit in Anspruch nehmen. Einlass nach Veranstaltungsbeginn ist nur dann möglich, wenn die Veranstaltung dadurch nicht gestört wird.

Veranstalter
Jüdische Gemeinde zu Berlin Oranienburger Straße 28/30, 10117 Berlin
Telefon 030-88 02 82 54, Email: organisation@jg-berlin.org,
www.juedische-kulturtage.org

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